1. Mannschaft mit unglaublichem Saisonende

1. FC Riegelsberg – SG Großrosseln-St. Nikolaus 1:2 (1:0)

„3 A-Jugendspieler + 3 Tormänner + 3 Promille = 3 Punkte“ – diese Schlagzeile wurde dem Berichterstatter aus Mannschaftskreisen vorgegeben, trifft wohl aber den Nagel auf den Kopf. Der folgende Bericht sollte – zumindest an der ein oder anderen Stelle – mit einer Portion Humor gelesen werden.

Da der Klassenerhalt gesichert war, fuhr unser Team relativ entspannt nach Riegelsberg. Bis auf vereinzelte Ausnahmen waren die Spieler am Vorabend beim musikalisch untermalten Einstand der neuen Clubheimpächterin sehr engagiert und hatten ihre Tanks für das bedeutungslose Spiel kräftig mit Treibstoff gefüllt. Dennoch waren nicht alle Anwesenden von einem erfolgreichen Verlauf dieses Spiels überzeugt, denn bei meinem Erscheinen begrüßte mich einer unseren Mannen mit den Worten „Willschd Du Dir das doo heit wirgglisch anduun?„. Aber glücklicherweise wollte ich dies…

Also beobachtete ich das „intensive Warmmachen“, checkte die Aufstellung und bemerkte, dass statt der eigentlich geplanten drei A-Jugendspieler mit Alessandro Thiel und Alexander Shabani nur deren zwei in der Startelf standen. Niklas „Bambi“ Bamberg nahm zunächst noch auf der Bank Platz, für ihn startete der wochenlang nicht einsatzfähige Stefan Steinbeck. Auf das Aufzählen unserer Ausfälle wird verzichtet – unsere Personalsituation ergibt sich später automatisch. Aber auch neben dem Platz fehlte jemand, denn unser scheidender Coach Markus Weber war verhindert. Er wurde vom Trainerduo Sebastian Rupp/ Benjamin Niegemann ersetzt, die vor kurzem beim Heimspiel noch gemeinsam für den Rostwurstverkauf zuständig waren – was für ein Karrieresprung!

Im Gegensatz zu uns hatte Gastgeber noch ein wichtiges Ziel: sie wollten in der Abschlusstabelle unbedingt vorm Rivalen aus Walpershofen landen und hierzu musste ein Sieg her. So war es im Gesamtkontext auch nicht verwunderlich, dass die Heimelf engagiert begann und optisch überlegen war. Klare Chancen erspielten sie jedoch keine und so musste ein Weitschuß zur Führung der Riegelsberger herhalten. Sie eroberten sich im Mittelfeld den Ball, der Heimstürmer erkannte, dass unser Keeper zu weit vor seinem Gehäuse stand und mit einem sehenswerten Schuß aus über 25 Meter senkte sich die Spielkugel zum 1:0 (17. min) in unsere Maschen.

Nach 25 Minuten hatten wir in persona von Michael Eiloff die Gelegenheit zum Ausgleich, nachdem er sich über links durchsetzte. Zur Verwunderung aller legte er aber quer, was den späteren „Erfolgstrainer“ Sebastian Rupp (zumindest nannte er sich selbst so) zum verzweifelten Ausruf „Oh Godd – Kaarl – schiiess doch eenfach selbschd druff!“ veranlasste. Da kann man nur sagen: jahrelang bekam Michael auf den Deckel, wenn er selbst den Abschluss suchte – man muss sich als Coach schonmal entscheiden, was man möchte…

Drei Minuten nach dieser Aktion hätte Riegelsberg dann den Sack fast zumachen können, denn ein Zwei-Tore-Rückstand wäre heute wohl ein unüberwindbares Hindernis gewesen: Riegelsberg konterte uns aus, spielte einen exakten Pass in die Schnittstelle und einer der Angreifer lief alleine in Richtung unser Tor. Da hatte aber der junge Schiedsrichterassistent an der Linie was dagegen, denn er hob energisch seinen bunten Wimpel, da er eine Abseitsposition erkannt haben wollte. Damit hätte er Recht gehabt, wenn sich der zweite Riegelsberger Stürmer den Ball geschnappt hätte. Dies war aber nicht der Fall und so war es eine „Drei-Meter-Fehlentscheidung“. Ob diese Aktion einen Knacks im Offensivspiel der Heimelf bewirkte ist ungewiss, aber bis zur Halbzeitpause gab es beiderseits keine zwingenden Chancen mehr.

Mit dem Pausenpfiff öffneten sich dann die Tore, aber nicht die Eingangstore zum Sportplatz, sondern die Himmelstore (denn aus dem einen Himmelstor kann soviel Regen gar nicht fallen). Ein Teil der Zuschauer suchte sein trockenes Heil im paratstehenden Zelt der bekannten saarländischen Biermarke – der andere Part versuchte den Fluten mittels Regenschirmen standzuhalten, was mehrheitlich mit durchnässten Hosen und Schuhen endete. Der weiter anhaltende Regen führte nicht nur überschwemmten Rasen wie anno dazumal bei der WM 1974 beim Spiel Deutschland gegen Polen (unseren jüngeren Spielern empfehle ich hierzu die Rücksprache mit ihren Opas – alternativ die Suchmaschine am Handy bemühen), sondern hauchte unseren Spielern neues Leben ein.

Mit dem Wiederanpfiff wurden bei uns die Lebensgeister geweckt und bei der Heimelf waren offensichtlich die Hosen voll – äähm, nass. Ob dies auch an der Einwechslung von Daniel Bund (für Stefan Steinbeck) lag, kann nicht abschließend beurteilt werden. In der 52. Minute hatten wir dann durch Alessandro Thiel die bis dahin beste Chance, als dieser nach Konfusion im Heimstrafraum aus ca. 6 m frei zum Schuß kam. Doch der Heimkeeper ahnte die Richtung und lenkte den Ball zur Ecke. Dies wäre für Alessandro die Krönung seiner klasse Leistung (kein Scherz!!!) gewesen – kurz danach kam für ihn Niklas Bamberg ins Spiel. In der 55. Minute ging A-Junior Alexander Shabani vom Feld, der ebenfalls eine bemerkenswerte Leistung zeigte – für ihn kam unser Ersatzkeeper Lukas Schneider, der bereits in der Vorwoche den „Stoßstürmer“ gab. Und tatsächlich wurde Lukas am heutigen Tag noch entscheidend tätig.

Doch zunächst erzielten wir den Ausgleich, nachdem ein weiterer Angriff über unsere rechte Seite rollte: Milad Bayat wurde auf die Reise geschickt, hielt dank seines geringen Kampfgewichts schön die Balance und donnerte den Wasserball ins kurze Eck. Dies fand der Riegelsberger Trainer ganz und gar nicht nett und mit einem vorbildlichen Spannstoß trat er seinem (Kunststoff-) Trainerstuhl eines der Standbeine weg – bleibt zu hoffen, dass da niemand im Vorfeld am Stuhl gesägt hat.

Auch wenn Riegelsberg nicht gänzlich das Spielen einstellte, so waren die wenigen Rossler Zuschauer der Ansicht, dass das Unentschieden durchaus gerecht war und sogar noch mehr drin sein könnte. Und so sollte es dann auch kommen, aber zunächst ein weiteres Kuriosum, denn in der 82. wurde unser Torschütze Milad Bayat durch Jan Tybl ersetzt. Jan Tybl? – genau, der nächste Torwart und somit hatten wir an diesem Zeitpunkt drei Tormänner auf dem Feld, wenn auch nur einer Handschuhe trug. Und so kommen wir zur Geschichte, die nur der Fußball schreibt: unser Keeper Lukas Schneider erhielt auf der rechten Seite in Strafraumnähe den Ball und schien sich bei der Flanke schon fast zu viel Zeit gelassen zu haben. Aber nein, denn er hätte sich die Riegelsberger Defensive mundegerecht zurechtgelegt und servierte die Kugel punktgenau in die Mitte auf……….Jan Tybl. Jan setzte in vorbildlicher Manier zum Flugkopfball an und versenkte den Ball unhaltbar zum 1:2 (85.) ins Tor. Kurz später hatte die Heimelf noch eine Gelegenheit, die aber von Torhüter Christian Kern (der mit den Handschuhen) souverän festgehalten wurde – bissiger Kommentar aus Richtung unserer Auswechselbank: „Och geh – halld der aach emool e Balle feschd..“. Kurz darauf war die Saison 2021/22 zu Ende.

Fazit: Unverhofft kommt oft – das ist in dieser Saison fast schon ein Markenzeichen unserer Verbandsliga-Truppe geworden. Heute stand – trotz aller Widrigkeiten – ein tolles Team auf dem Feld und jeder einzelne hat alles gegeben. Und die erfahrenen Spieler als auch unsere feldspielende Torhüter Lukas Schneider und Jan Tybl werden es verzeihen: ein Extralob geht an die drei A-Junioren, die sich herzerfrischend ins Spiel eingebracht haben. Inwieweit unsere Spieler nach Spielende den an diesem Tag verbrauchten Sprit wieder nachtanken werden – darüber sollte man sich keine Gedanken machen (müssen).

Aufstellung: Christian Kern, Stefan Steinbeck (46. Daniel Bund), Alessandro Thiel (53. Niklas Bamberg), Alexander Shabani (55. Lukas Schneider), Milad Bayat (82. Jan Tybl), Marius Görgen, Michael Eiloff, Michael Burger, Henning Bruxmeier, Alessandro Tasca, Marco Criscenzo

Tor: 1:0 (17), 1:1 (70.) Milad Bayat, 1:2 (85.) Jan Tybl